Bei einem Einstellungsgespräch geht es natürlich um Hard und Soft Skills, den Lebenslauf und berufliche Erfahrungen des Bewerbers. Doch es geht auch immer darum, wie gut er zur eigenen Unternehmenskultur passen könnte. Dieser sogenannte Cultural Fit ist wichtiger, als viele Beschäftigte glauben. Personaler wissen jedoch um die Bedeutung. Lesen Sie in diesem Beitrag, wie Sie mit 6 zielgerichteten Fragen den passenden Mitarbeiter finden
Die Schwierigkeiten beim Recruiting
Das Recruiting ist wirklich schwierig. Personaler tragen die Verantwortung dafür, passende neue Mitarbeiter zu finden. Die fachliche Eignung – sogenannte Hard Skills – lassen sich für jeden Kandidaten relativ flott feststellen. Auch für die Soft Skills, die menschlich-emotionalen Begabungen, gibt es schon längst standardisierte Fragebögen. Doch was ist mit der Übereinstimmung der kulturellen Werte von Bewerber und Unternehmen?
Manche Kandidaten sind Einzelkämpfer, das Unternehmen braucht aber Teamplayer. Andere wollen im Home Office arbeiten, doch die Firma versammelt ihre Angestellten lieber im Büro, weil täglich Meetings stattfinden. Solche kulturellen Unterschiede beeinträchtigen die Leistung und Motivation ganz erheblich, es gilt sie im Vorfeld zu ermitteln.
Mit den folgenden sechs Fragen bestimmen Sie den Cultural Fit eines Bewerbers:
Frage 1:
Wie wurden Sie durch die Unternehmenskultur Ihres letzten Arbeitgebers beeinflusst?
Die Antwort auf diese Frage sagt viel über die Wertvorstellungen und den Cultural Fit eines Kandidaten aus. Wenn er von den flachen Hierarchien seines letzten Arbeitgebers schwärmt, es diese aber in Ihrem Unternehmen nicht gibt, dürfte das ein Ausschlusskriterium sein. Nicht allein die Tatsache, sondern auch die Emotionalität der Antwort ist aufschlussreich. Wenn nämlich der Bewerber regelrecht von der ungezwungenen Art und den fehlenden Hierarchien schwärmt, dann waren diese ihm ganz besonders wichtig.
Frage 2:
Was mochten Sie besonders am besten Chef, den Sie je hatten?
Berufstätige entwickeln sehr verschiedene Vorstellungen davon, was einen guten Vorgesetzten auszeichnet. Manche von ihnen mögen den Chef, der täglich mit seinem Team frühstückt, andere wollen möglichst selbstständig arbeiten und den Chef nur selten sehen. Doch es gibt auch Mitarbeiter, die sich eine straffe Führung wünschen, wobei es gleichermaßen streng wie gerecht zugehen soll. Einige Kollegen lieben lange Motivationsreden und Erklärungen, andere lehnen diese vollkommen ab. Der vom Bewerber präferierte Führungsstil sagt viel über seinen Passensgrad gegenüber Ihrem Unternehmen.
Frage 3:
Wie gehen Sie mit Konflikten unter Kollegen um?
Die Konfliktfähigkeit eines Bewerbers ist maßgebend für seine Teamfähigkeit. Sie ermitteln diese, indem Sie sich einen oder zwei schwerwiegende Konflikte schildern lassen, die der Kandidat aushalten musste. Es gibt die grundsätzlichen Reaktionsvarianten der Flucht, des Angriffs oder auch der Diplomatie. Letztere wird stets gelobt, ist aber nicht immer die richtige Reaktion. Wenn in Ihrem Unternehmen ein sehr offensiver Stil gepflegt wird, wäre der angriffslustige Kollege – sofern er stets die Form wahrt – die bessere Wahl. Das hängt auch von seiner Position ab, für die er sich bewirbt: Führungskräfte müssen sich durchsetzen können. Es gibt aber auch Teams, in denen die Vermeider (Flucht vor Konflikten) sehr gut aufgehoben sind, weil dort sehr flexibel wechselnde Entscheidungen getroffen werden und jede Eskalation den Arbeitsfluss hemmt.
Frage 4:
Wie stellen Sie sich eine gute Teamarbeit vor?
Diese Frage zielt ganz klar direkt auf die Teamfähigkeit, die in vielen Firmen der entscheidende Erfolgsfaktor ist. Das Verhältnis zur Teamarbeit kann ganz unterschiedlich beschaffen sein. Es gibt Individualisten, welche die nötige Kompromissfindung im Team belastend finden. Außerdem gibt es Kollegen, die das Team als Hängematte betrachten, die sie von eigener Verantwortung entlastet. Idealerweise bringt sich der Kollege gern in ein Team ein, strebt aber keine Führungsrolle an, wenn ihm diese nicht per Position zugedacht ist.
Frage 5:
Wie oft und in welcher Form wünschen Sie ein Feedback?
Sehr selbstständige handelnde Kollegen brauchen eigentlich nicht viel Feedback. Manche Mitarbeiter sind aber fast im Monatstakt darauf angewiesen. Letzten Endes entscheidet der Stil Ihres Unternehmens in dieser Frage darüber, ob der Bewerber zu Ihnen passt.
Frage 6:
Wie stellen Sie sich den Umgang mit Fehlern vor?
Die Antwort auf diese Frage sagt etwas über die Fehlertoleranz und Eigenverantwortung des Bewerbers aus. Diese sollten zu Ihrem Unternehmen passen.