Die sogenannte Job Rotation ermöglicht es Mitarbeitern, neue Erfahrungen durch den Wechsel des Arbeitsumfelds zu sammeln. Sie lernen Tätigkeiten in anderen Abteilungen kennen, das erweitert beträchtlich ihre Expertise und ermöglicht dem Unternehmen ihren flexibleren Einsatz. Erfahren Sie hier, wie Job Rotation funktioniert und welche Modelle es dafür gibt.
Wie wird Job Rotation definiert?
Definiert ist die Job Rotation als Wechsel des Arbeitsplatzes innerhalb des Unternehmens. Die unterschiedlichen Effekte lassen sich wie folgt beschreiben:
- Vertiefung bisher gesammelter Fachkenntnisse
- Erwerb neuer Fachkenntnisse und Erfahrungen
- Qualifizierung für neue Arbeitsgebiete
- Vermeidung von Arbeitsmonotonie
Job Rotation wird in der Personalentwicklung als gängige Methode eingesetzt, um den Fach- und Führungsnachwuchs zu fördern. Des Weiteren soll die Flexibilität ganz bestimmter Mitarbeiter trainiert werden, auch vertieft das Modell das Verständnis zwischen unterschiedlichen Fachabteilungen. Das wiederum fördert insgesamt das Betriebsklima.
Vorteile der Job Rotation
Die sich ergebenden Vorteile sind in den Führungsetagen gut bekannt: Durch den systematischen Wechsel des Arbeitsplatzes erhalten Arbeitnehmer den berühmten “Blick über den Tellerrand”. Künftig beziehen sie in ihre Entscheidungen die Belange anderer Abteilungen mit ein, statt diese wegen vermeintlicher Versäumnisse zu kritisieren. Es entstehen Ergebnisse mit größerer Weitsicht. Der größere Abwechslungsreichtum im Job motiviert zudem viele Arbeitnehmer. Alltägliche Routinen können ermüden, neues Wissen durch Job Rotation hingegen macht kreativ und wach. Allerdings bedarf das Modell einiger Planung, damit diese Rechnung aufgeht.
Job Rotation: die Vorbereitung
HR-Abteilungen müssen wissen, dass die Aufgabenbandbreite auf jedem Arbeitsplatz, der für eine Job Rotation vorgesehen ist, unverändert bleibt. Die rotierenden Mitarbeiter müssen also auf dem anderen Arbeitsplatz den vollen Einsatz bringen, das ist im Sinne der Produktivität unverzichtbar. Des Weiteren kann die Job Rotation zeitlich flexibel und auch in festgesetzten Rhythmen durchgeführt werden. Den Arbeitsplatzwechsel nehmen Mitarbeiter aus ähnlichen Bereichen und auf der gleichen Hierarchiestufe vor. Es wechselt also nicht der Chef mit der Sekretärin oder dem Pförtner den Arbeitsplatz, so lustig dieser Gedanke auch erscheint.
Einige Unternehmen sind allerdings experimentierfreudig genug, um doch gelegentlich und behutsam zwischen verschieden hohen Anforderungsniveaus rotieren lassen. Das funktioniert natürlich nur in Grenzen. Was häufiger vorkommt, ist die Job Rotation zwischen verschiedenen Unternehmensstandorten und sogar zwischen verschiedenen Ländern. Unter diesen Bedingungen wird also eine Job Rotation vorbereitet. Die Mitarbeiter erfahren rechtzeitig davon und werden in die jeweils anderen Aufgabengebiete relativ kurzfristig eingewiesen. Diese Einweisung können sie gegenseitig vornehmen: Zwei Kollegen wechseln den Arbeitsplatz und erklären jeweils dem anderen, wie die Aufgaben beschaffen sind.
Die verschiedenen Modelle und ihre Ziele
Es gibt bei einer Job Rotation verschiedene Modelle, die wir im Folgenden erörtern wollen. Sie verfolgen etwas unterschiedliche Ziele:
Job Enlargement:
- Hierbei erfolgt der Wechsel zwischen gleichwertigen, bezüglich der Aufgabenstellungen ähnlichen Arbeitsplätzen. Job Enlargement eignet sich gut bei schwankender Auftragslage. Die Job Rotation steigert die Einsatzflexibilität der Kolleginnen und Kollegen. Diese rotieren immer dann, wenn in ihrer Abteilung wenig, in einer anderen sehr viel zu tun ist. Das wiederum lastet die Mitarbeiter und Maschinen besser aus, die Produktivität erhöht sich. Gleichzeitig verringert sich durch das Job Enlargement die gefürchtete Monotonie im beruflichen Alltag.
Job Enrichment:
- Diese “Job-Anreicherung” bedeutet den Wechsel auf einen höherwertigen Arbeitsplatz. Wenn dabei zwei Mitarbeiter direkt die Jobs tauschen, würde einer von beiden auf die höhere Stelle wechseln, auf ihn träfe das Job Enrichment zu. Der andere wechselt dementsprechend auf eine niedrigere Stelle, dafür gibt es keinen Fachausdruck. Was für Laien ungewöhnlich klingt, praktizieren US-Unternehmen schon sehr lange. Sie schickten schon vor Jahrzehnten leitende Angestellte gelegentlich ans Fließband oder in den Außendienst, damit sie den Kontakt zur Basis nicht verlieren. Das Job Enrichment, bei dem gleichzeitig ein Beschäftigter aus einer niedrigeren Position zeitweilig aufsteigt, kam erst später hinzu. Es gibt dafür natürlich Grenzen, weil der Arbeiter am Band keinen Konzern lenken kann. Doch zwischen zwei benachbarten Ebenen funktioniert das je nach Aufgabenstellung durchaus. Die zeitweiligen Aufsteiger lernen, dass es auch der Chef nicht immer leicht hat. Sie erfahren etwas zur Personalführung, wissen, welche Entscheidungen täglich zu treffen sind und schulen ihre Konflikttoleranz. Auch für die Ausgestaltung von Fachlaufbahnen eignet sich diese Form der Job Rotation gut.
Wichtige Fragestellungen bei einer Job-Rotation
Die HR-Abteilung muss sich vor dieser Maßnahme einige Fragen stellen. Die Zielrichtung der Job Rotation ist wichtig, auch das präferierte Modell muss vorab aus guten Gründen festgelegt werden. Des Weiteren geht es um den perfekten Zeitpunkt, die Dauer der Rotation und um die jeweiligen Counter-Parts, die ihre Arbeitsplätze tauschen. Nicht zuletzt ist zu entscheiden, ob sich die rotierenden Mitarbeiter gegenseitig einweisen können oder ob es nicht doch spezieller Schulungen bedarf.
Die Positiveffekte
- höhere Lernbereitschaft von Mitarbeitern
- gesteigertes Verständnis für andere Fachabteilungen
- Vermeidung von Betriebsblindheit
- stärkere Wertschätzung von Kollegen und Vorgesetzten
- Förderung von neuen Kompetenzen
- strukturell gewinnträchtig durch bessere Auslastung
- ergänzt Weiterbildungen inhaltlich
- Expertise der Belegschaft steigt
Kann die Job Rotation auch negative Effekte haben?
Es drohen bei ungünstiger Durchführung auch Negativeffekte. Wenn das Instrument inflationär eingesetzt wird, erlangen die Mitarbeiter nicht die nötige Routine für ihre Kernaufgaben. Diese Routine macht aber erst alle Prozesse im Unternehmen effizient.
Nicht zu unterschätzen ist zudem der Aufwand der Vorbereitung, der Durchführung und auch der Nachbereitung einer Job Rotation. Daher setzen sie manche Unternehmen entweder bevorzugt oder gar ausschließlich für Trainees, Praktikanten und Berufseinsteiger ein. Diese lernen auf diesem Weg die verschiedenen Abteilungen des Unternehmens kennen. Für erfahrene Mitarbeiter bieten nach jüngsten Studien des Jahres 2018 nur 14 Prozent aller Firmen eine Job Rotation an. Diese soll das Erlernen neuer Arbeitsmethoden fördern, ein weiterer Effekt ist der Erwerb von mehr Sozialkompetenz. Die betreffenden Untersuchungen stammen vom BIBB (Bundesinstitut für Berufsbildung), das 300 mittelständische Unternehmen befragt hatte. Es lässt sich daraus konstatieren, dass Job Rotation in der Praxis eher nicht inflationär genutzt wird. Das BIBB empfiehlt, dieses Instrument durchaus noch etwas auszubauen.