Personaler müssen Vorstellungsgespräche führen, was eine anspruchsvolle, aber enorm wichtige Aufgabe ist. Große Unternehmen leiten ihren Erfolg zu einem sehr bedeutsamen Teil aus ihrem Personal ab. Erfahren Sie hier, wie Sie das Gespräch so führen, dass Sie Talente identifizieren und zur Zusammenarbeit motivieren.
Erfolgreich Vorstellungsgespräche führen:
Kandidatenauswahl entscheidet
Durch ein gut geführtes Vorstellungsgespräch lassen sich diejenigen Kandidaten herausfiltern, die für die Branche, die Arbeitsaufgabe und die Firma brennen. Diese passen dann perfekt zum ausgeschriebenen Job. In der Fachsprache der Personaler bedeutet das, ihr “Cultural Fit” ist identisch mit den Unternehmenszielen.
Im Jobinterview lässt sich das ermitteln, wenn der Interviewer nichts dem Zufall überlässt. Beispiele für den Erfolg auf diesem Gebiet gibt es von großen, erfolgreichen Unternehmen. So erkannte Apple-Gründer Steve Jobs genau die Bedeutung der Einstellungsgespräche, er bezeichnete diese sogar einmal als “wichtigsten Teil seiner Arbeit”. Jobs wusste, dass nur fähige Leute, die sich auch mit der Sache identifizieren, Spitzenprodukte entwickeln können.
Die Apple-Mitarbeiter sind bis heute handverlesen. Wie lange die Einstellungsgespräche beim Konzern gegenwärtig (Ende 2018) dauern, ist leider nicht bekannt, doch Steve Jobs befasste sich schon gern einen ganzen Tag lang mit einem Kandidaten. Davon wurde bis zu zehn Stunden lang miteinander gesprochen. Das Gespräch führten nicht nur der Chef und sein Personaler, vielmehr sollte der Bewerber während dieses Tages auch mit jedem anwesenden Mitarbeiter einmal sprechen. Dabei beobachteten die Apple-Verantwortlichen, ob die Begeisterung des Kandidaten irgendwann nachließ oder sich tatsächlich über einen kompletten, überlangen Arbeitstag hielt. Nur wenn Letzteres der Fall war, kam der Bewerber überhaupt in die engere Auswahl. Fähig musste er natürlich außerdem sein.
Dieses Beispiel zeigt, wie wichtig Vorstellungsgespräche sind. Es zeigt allerdings nicht exemplarisch, wie man sie Ende 2018 führen sollte. Gegenwärtig herrscht zumindest in Deutschland ein Mangel an qualifizierten Kräften. Also sollten Sie als Personaler nicht unbedingt einen geeigneten Kandidaten durch einen Bewerbungsmarathon abschrecken. Jedoch war es schon immer üblich, zumindest Spitzenkräfte durch mehrere Gespräche in verschiedenen Umgebungen – zunächst im Personalbüro des Unternehmens, dann in einem Restaurant und schließlich bei ihnen daheim – kennenzulernen.
Das gut geplante Vorstellungsgespräch
Ein Vorstellungsgespräch benötigt eine Planung, Konzentration und Genauigkeit. Es muss daher vorbereitet werden. Dazu gehört auch die Organisation. Achten Sie auf folgende Details:
- Der Meetingraum ist frühzeitig zu buchen.
- Alle Teilnehmer müssen rechtzeitig eingeladen werden.
- Die Beteiligten des Unternehmens benötigen die kompletten Bewerbungsunterlagen des Kandidaten.
- Die Zeitplanung muss Hand und Fuß haben. Ein Vorstellungsgespräch unter Zeitdruck ist ein verlorenes Gespräch.
- Die Atmosphäre sollte durch Getränke und Snacks gemütlich gehalten werden.
- In der Regel ist technisches Equipment erforderlich, das bereitstehen muss.
- Lüften Sie vorab gründlich den Raum.
- Lassen Sie alle Beteiligten ihre Telefone ausschalten.
- Die Teilnehmer vonseiten des Unternehmens sollten komplett vor dem Kandidaten anwesend sein.
- Sie benötigen einen Protokollführer.
- Die Aufgaben bei der Gesprächsführung müssen vorab geklärt werden.
Ablauf des Vorstellungsgesprächs
Geben Sie allen Gesprächen dieselbe Struktur. Das macht die Ergebnisse vergleichbar. Das folgende Szenario hat sich bewährt:
- Als Einleitung dient eine kurze Plauderei von maximal vier Minuten, damit der Kandidaten seine anfängliche Nervosität ablegen kann.
- Lassen Sie den Bewerber kurz seine Biografie, seine Motivation und seine bisherigen beruflichen Erfolge schildern.
- Stellen Sie nun den Job und Ihre Firma vor. Der Bewerber muss die Aufgaben auf der ausgeschriebenen Stelle gut verstehen.
- Es folgt der Kernteil des Vorstellungsgesprächs mit einer Fragerunde. Stellen Sie offene Fragen, die nicht nur mit “ja” oder “nein” zu beantworten sind. Lassen Sie den Kandidaten ausreden.
- Stellen Sie die richtigen Fragen anhand eines Gesprächsleitfadens. Auch diese Fragen sollten in allen Vorstellungsgesprächen auftauchen, um die Kandidaten vergleichen zu können. Sie möchten neben Stärken und Schwächen des Bewerbers auch einige Hintergründe herausfinden, die durch ungewöhnliche Fragen zu evaluieren sind. Beispielsweise könnten Sie einen Kandidaten nach seiner Vorbereitung auf den heutigen Termin fragen, nach seiner Vorstellung von den ersten 100 Tagen im Job, nach seinen Vorbildern und natürlich nach seinen tiefsten Wünschen, die er mit dem Job verbindet.
- Anschließend darf der Bewerber Ihnen Fragen stellen. Sie erfahren dabei viel über seine Vorbereitung und sein Interesse an Ihrem Unternehmen.
- In der Abschlussphase erläutert der Personaler dem Bewerber, was bei einer Einstellung die nächsten Schritte wären.
Sollen Sie wirklich nach einem Schema die Vorstellungsgespräche führen?
Dieser Punkt ist in der Tat umstritten, weil
a) sich die Jobs und auch die Kandidaten unterscheiden und
b) Ihr Schema durch frühere Bewerber öffentlich kommuniziert werden könnte.
Auf Karriereplattformen wie Xing und LinkedIn unterhält man sich durchaus darüber, welche Schemata die einzelnen Firmen bei ihren Vorstellungsgesprächen anwenden. Spätere Kandidaten bereiten sich damit gezielter vor. Doch ein gewisses Schema benötigen Sie, um zu vergleichbaren Ergebnissen zu gelangen. Im Zweifelsfall und bei sehr vielen Bewerbungen für eine Stelle bleiben Sie lieber bei diesem Schema. Sie können aber im Gespräch einen Platz für eine kreative, offene Diskussion lassen. Dadurch lernen Sie jeden Bewerber auf höchst individuelle Weise kennen.