Die Personaldiagnostik ist eine Methode, die bei der Personalauswahl, -entwicklung und -platzierung zum Einsatz kommt. Sie dient dazu, Unterschiede zwischen Mitarbeitern und Bewerbern mithilfe verschiedener Instrumente zu interpretieren. Darauf basieren anschließend fundierte Personalentscheidungen. Welcher Bewerber passt am besten? Erfahren Sie hier, wie das Verfahren im Detail funktioniert.
Aufgaben der Personaldiagnostik
Es werden Bewerber und der Personalbestand analysiert. Qualitative Prüfkriterien betreffen die Motivation, Interessen, Fähigkeiten sowie das Verhalten der Beschäftigten und Bewerber. Als Anwendungsgebiete der Erkenntnisse kommen unter anderem Teamentwicklung, die Mitarbeiterbeurteilung sowie die Karriere- und Nachfolgeplanung infrage.
Personaldiagnostik: Welche Verfahren gibt es?
Das Fachgebiet greift auf verhaltensdiagnostische Verfahren zurück. Diese stammen im Wesentlichen aus der klassischen Psychologie. Am meisten werden folgende Instrumente eingesetzt:
- Auswertung von Bewerbungsschreiben
- Personalfragebögen
- Bewerbungsgespräche und Interviews
- Analyse Lebensläufen und Referenzen
- Assessment-Center
- 360°-Feedbackgespräche
- Eignungs- und Einstellungstests
- Management-Audit
- Persönlichkeitstest und Persönlichkeitsentwicklungstest
- berufliches Profiling
- psychologische Testverfahren unter Einsatz individueller Prüfvariablen
Methodische Kategorien
Die Verfahren werden methodisch in drei Kategorien eingeteilt: Befragung, Test und Verhaltensbeobachtung.
Eine Befragung kann durch eine Person durchgeführt werden. Das wird der Personaler oder der Vorgesetzte des betreffenden Mitarbeiters sein. Es gibt auch Gruppenbefragungen, bei denen der Personaler und mehrere Führungskräfte mit dem Mitarbeiter das Gespräch führen. Befragungen lassen sich darüber hinaus neben der mündlichen Form auch per Fragebogen durchführen. Das Ziel besteht darin, Informationen, Einstellungen und Meinungen zu evaluieren. Dabei gibt es ganz bestimmte Fragestellungen, zum Beispiel diejenige, wie die Angestellten im Unternehmen ihre Karriereperspektiven einschätzen.
Auch Tests lassen sich mit einem einzelnen Mitarbeiter oder mit einer Gruppe durchführen. Es gibt hierfür unterschiedliche Test- und Antwortformate. Durch Tests lassen sich individuelle Merkmalsausprägungen von Bewerbern und Angestellten identifizieren. Die Fragestellung für einen Test könnte beispielsweise lauten: “Ist diese Person für eine Führungsposition grundsätzlich geeignet?“
Das Mittel der Verhaltensbeobachtungen dient dem Erfassen konkreter Verhaltensmerkmale. Die Beobachtungen können verdeckt oder offen sowie als Selbst- oder Fremdbeobachtung durchgeführt werden. Wiederum geht es um die konkrete Fragestellung, ob ein Bewerber oder Mitarbeiter für eine bestimmte Stelle oder Arbeitsaufgabe gut geeignet ist.
Juristische Rahmenbedingungen für die Personaldiagnostik
Wie bei jedem Handlungsfeld der Personalwirtschaft sind auch in diesem Fall juristische Rahmenbedingungen zu beachten. Wichtig ist der vom AGG (Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz) abgeleitete Gleichbehandlungsgrundsatz. Dieser schreibt vor, dass Auswahlkriterien, Diagnoseergebnisse und Feedbacks zur Person bei allen befragten, beobachteten und getesteten Personen identisch sein müssen. So wäre es nicht statthaft, einen älteren Arbeitnehmer anders zu behandeln als einen Berufseinsteiger. Die DSGVO bestimmt den rechtssicheren Umgang mit den erhobenen Daten. Betroffene Personen haben das Recht, die Löschung dieser Daten zu verlangen, wenn das Unternehmen diese nicht mehr benötigt. Spezielle Verfahren wie medizinische Tests und grafologische Gutachten benötigen die schriftliche Einwilligung des Betroffenen.
Nutzen für Unternehmen durch die Personaldiagnostik
Die Motivation, solche Untersuchungen durchzuführen, unterscheidet sich im Einzelfall. Das wird schon daran erkennbar, dass es die entsprechenden Verfahren für die Einstellung von Bewerbern und Tests des schon beschäftigten Personals gibt. Die Unternehmen profitieren in verschiedener Hinsicht: Sie stellen bessere Bewerber ein und teilen den Beschäftigten Arbeitsaufgaben zu, die sehr genau ihrer Qualifikation entsprechen. Das erhöht die Zufriedenheit und senkt die Fluktuation. Zudem sparen sich die Unternehmen Weiterbildungskosten, indem sie nur sinnvolle Fortbildungen anbieten. Nicht zuletzt entstehen besser gemischte Teams, in denen sich jüngere und ältere ArbeitnehmerInnen finden. Auch das Geschlechterverhältnis ist meistens ausgewogener.